Schwarzwald-Baar – Edgar Schurr ist SPD-Landtagskandidat für den Wahlkreis 54: Der Polizeibeamte aus Villingen-Schwenningen setzte sich beim Parteitag des SPD-Kreisverbands in Bad Dürrheim mit 29 Stimmen gegen Andreas Raschke (13) und Michael Gerd Maier (3) durch. Vorangegangen war ein tumultartiger Zwischenfall, den Bernd Trilling durch die Infragestellung von Schurrs Solidarität gegenüber der Kreisvorsitzenden Beate Schmidt-Kempe ausgelöst hatte.Nach Schurrs Nominierung zog Ingrid Claas ihre Bewerbung als Zweitkandidatin zurück; sie habe mit einem neuen Kandidaten neue Wege gehen wollen, begründete sie ihren Verzicht.

Somit wurde Silvia Wölfle in Abwesenheit als einzige weitere Bewerberin zur Zweitkandidatin gewählt. Mit dieser Konstellation hatten sich die Genossen bereits 2006 um ein Mandat im Landesparlament bemüht, in dem die Kreis-SPD seit zwei Legislaturperioden nicht mehr präsent ist. Damals habe er das Ziel nur um knapp 700 Stimmen verfehlt, rekapitulierte Edgar Schurr, der bei seinem Plädoyer in eigener Sache seine langjährigen kommunalpolitischen Erfahrungen in die Waagschale warf. Wie für seine Mitbewerber, deren Zielsetzungen sich nur in Nuancen voneinander unterschieden, ist für ihn Bildungsgerechtigkeit ein Schlüsselthema. Priorität für alle hat auch der öffentliche Personennahverkehr mit Pflege des Straßennetzes und Ausbau der Gäubahn; unisono wurde befürchtet, dass derlei Projekte zugunsten des Mammutprojekts „Stuttgart 21“ zu kurz kommen könnten. Harsch kritisierte Schurr die Landesregierung um Stefan Mappus, der eine zeitgerechte Energiewende verhindere.

Nach der Vorstellungsrunde drohte ein Eklat, als Bernd Trilling das sozialdemokratische Profil Edgar Schurrs in Zweifel zog („Ich habe nichts erkannt“) und ihm fehlende Solidarität und Loyalität vorwarf. Er habe eine gewählte Kreisrätin „beiseite gedrückt“ (gemeint war Beate Schmidt-Kempe), bei welcher Bemerkung insbesondere Lukas Duffner und Julius Redling aus der Haut fuhren. Es kam zu einem kurzen Tohuwabohu mit wechselseitigen Beschimpfungen aus beiden Lagern, das die Kreisvorsitzende eiligst beendete: „Wir wollen kein Fass aufmachen, das hier nicht hingehört.“

Er wolle nicht separieren, versuchte auch Schurr die Wogen zu glätten, er stamme aus einfachen Verhältnissen und empfinde die SPD als seine Familie. Bernd-Rüdiger Schenkel machte sich für den langjährigen Vorsitzenden von Gemeinderats- und Kreistagsfraktion stark; er verfüge über die breiteste Basis im Kreis und habe darum die größten Chancen auf einen Sitz in Stuttgart. Gerald Weiß gab sich als Unterstützer des Neulings Maier zu erkennen. „Wir fragen nach Visionen, nicht nach Pragmatismus.“ Der Geschäftsführer des AWO-Ortsvereins Villingen-Schwenningen sei unbelastet und glaubwürdig. Harald Roth wiederum warb für Andreas Raschke, weil der Bauingenieur aus Bad Dürrheim eng mit den Gewerkschaften kooperiere. Nach der Wahl bat Edgar Schurr auch jene um Unterstützung, die ihn nicht gewählt hatten. (Südkurier, 26.07.2010)